StreiflichterIV-5
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Streiflichter IV - In Caldun 5

Danach wandte sich Anian um und blickte auf den Kaiser. Bofri von Domtrayi trug seinen antharlanischen Kriegern zu Ehren die Ruestung, die er zu Chnums Freude als Geschenk von Anian Turcas erhalten hatte. Den versilberten Harnisch, mit dem Abbild der Sonnenscheibe auf der Brust, die Beinschienen und den vergoldeten Widderkopfhelm, dazu das helionische Kurzschwert.

"Anian Turcas, Vizekoenig von Antharlan, meldet die Bereitschaft von Heer und Flotte des Reichs." sprach er mit klarer, weit hoerbarer Stimme. Bofri nickte ihm zu und es schien den Umstehenden als wolle er das Wort ergreifen, doch Anian fuhr fort zu sprechen und nach den ersten Worten zeichnete sich ein Ausdruck von ueberraschung auf dem Gesicht des Kaisers ab. Dies war wohl vorher nicht abgesprochen worden.

"Es sind nun kaum eineinhalb Jahre her," begann der Vizekoenig, "das Ihr uns ueberfallen habt. Hunderttausend Krieger aus Karalo-Floran und aus Bagunda nutzen die Gunst der Stunde, nutzen den ueberfall von weiteren hunderttausend Kriegern aus Ataris um ueber die Purpurne Bruderschaft herzufallen, um zu erobern, um zu toeten." Anian machte eine kurze Pause und Unruhe breitete sich im Gefolge des Kaisers aus. Manch guter Karane griff unwillkuerlich zum Schwert. Doch die meisten Leibwaechter Bofris standen weiter entfernt als die schlachterprobten Schwarzpanzer und es gab kaum einen Zweifel, wer zuerst auf der Empore ankommen wuerde. Wuerde der Tag in einem Meer aus Blut enden?

Da fuhr Anian Turcas fort: "Die Purpurne Bruderschaft habt Ihr zerschlagen, den Traum meines Freundes Chaireddin de Valmore in den Staub getreten, die stolzen Herren des Meeres gedemuetigt . . . Antharlan habt Ihr an seine Stelle gesetzt. Nun ist unser Reichsschatz leer, unsere Laender sind von fremden Kriegern besetzt, unsere eigenen Derchonten stehen ueberall im schweren Abwehrkampf." Anian hob seine Stimme. "Wir koennen Euch nichts geben - ausser unserer Loyalitaet und Treue, unseren Dank dafuer, dass Ihr den Rest dieses Reiches gerettet habt."

Fast unmerklich schluckte der Kaiser. Diese zweimalige Wendung der Dinge hatte ihn doch ueberrascht, doch sammelte er sich rasch. "Vizekoenig Anian, wir preisen nichts hoeher als Loyalitaet. Doch sagt, wie gross ist Eure Loyalitaet zu Eurem Kaiser und Koenig?"

Anian Turcas nickte, als schien alles in seinem Sinne zu verlaufen. Er streckte die Haende leicht zur Seite aus, die offenen Handflaechen nach vorn gewandt. "Sehr gross. Ich war stets treu und werds immer sein!" Dann wandte er sich zu den versammelten Heermeistern und Edlen Antharlans. Fordernd streckte er die rechte Hand aus. "Kniet nieder!" Und die Gepanzerten gehorchten ohne zu zoegern, liessen sich auf das     linke Knie nieder. "Schwoert bei allen Goettern Myras, schwoert bei eurem Leben, Treue und Gefolgschaft dem Kaiser und Koenig Bofri von Antharlan!" Und alle sprachen die alte Eidformel, wie sie bei der Bruderschaft ueblich gewesen war.

"Ich schwoere. Arwa lon Dewa!"

Und waehrend alle noch knieten, viele Karanen noch mit ihrer ueberraschung kaempften und die Derchonten staunend auf ihre Heerfuehrer blickten, schritt Anian Turcas die Stufen hinauf. Er blickte dem Kaiser fest ins Gesicht und fuer einen Moment keimte in den Leibwaechtern wieder eine Spur von Misstrauen auf, doch eine knappe Geste Bofris hielt sie zurueck. Anian blieb zwei Schritte vor dem Kaiser stehen, liess sich auf das linke Knie nieder, legte die Handflaeche auf seine Brust und sagte laut und deutlich: "Ich schwoere bei allen guten Goettern Myras und bei meinem Leben, Treue und Gefolgschaft meinem Kaiser und Herren, Bofri von Antharlan. Arwa lon Dewa!"

Stille senkte sich ueber den Platz und mit einer Mischung aus Erstaunen und tiefer Befriedigung blickte Bofri auf den Mann zu seinen Fuessen. Er sah den starren Blick und die wie versteinert oder eingefroren wirkenden Zuege, er wusste genau, mit diesen Worten, mit dieser Geste, hatte Anian alle seine Traeume, Wuensche und Vorstellungen - und seine Macht - in seine, des Kaisers und Koenigs, Haende gegeben. Wenn es auch hier, umgeben von Schwarzpanzern und Derchonten die treu zu Anian stehen mochten, nicht so schien, ihm und Anian war es bewusst - er, Bofri, konnte Anian aufheben und ihm eine Zukunft geben und er konnte ihn vernichten..

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