Die Bibliothek von Silur
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Von der Bibliothek der Magierakademie zu Belfalas auf Silur,
von einem wild wirbelnden Wächter und anderen Dingen

geschrieben von Kigg Bootsnak, im Mond des Raben 418

Wie dem Leser vielleicht bekannt ist, wurde die Magierakademie von Belfalas durch König Ragall auf recht eigenartige Art und Weise gegründet. Da der Staat kein Geld für den Bau eines ordentlichen Akademiegebäudes hatte, weil aber wegen des anstehenden Magiertreffens auf Silur dringend ein Tagungsort gebraucht wurde, ließ der König ein Zentralgebäude errichten, und stellte Land zur Verfügung, damit die Weisen der Insel ringsum ihre Häuser bauen können.

Das taten sie dann auch.

Sie bauten so, wie es ihrem Geschmack, ihren Bedürfnissen und ihren Möglichkeiten entsprach. Der König hatte angeordnet, daß rings um die zentrale Halle ein quadratischer Platz entstehen solle, mit einem umlaufenden Bogengang, der die anliegenden Häuser miteinander verbindet, so daß die Bewohner auch bei Regenwetter trocken von einem zum andern gelangen können.  So geschah es auch. Aber dann wollten mehr und mehr Magier in der Akademie wohnen. Der Bauplatz aber ist sehr begrenzt, da er vor allem nach den Gesetzen der Sphärengeometrie ausgewählt wurde, ein enges Plateau auf der Bel- Arad- Seite der Savre, gegenüber von Belfalas, erreichbar nur mit einer Fähre.
So wurden dann nach und nach die Hänge rings um den Platz bebaut, mit Häusern, die nur über enge Stiegen und Treppen erreichbar sind. Alle Weisen brachten ihre Familien und viele ihre Haustiere mit, denn auf Silur ist es üblich, daß jeder Haushalt für sich selber sorgt. Natürlich legten alle ihr Gärtchen an, um Gemüse für die Küche und Kräuter für die Alchemie zu ziehen und die Ziegen der Magier mußten selbstverständlich in eigenen Ställen untergebracht werden. Dies ganze Volk zog weitere Leute an, Händler und Buchbinder vor allem, aber auch einen Gastwirt und eine Dirne, nicht zu vergessen die ganzen Handwerker und Bauleute, die mit der Erweiterung des Platzes beschäftigt sind.

So entstand weniger eine Magierakademie denn ein Magierdorf.

Natürlich hatte Silur beim Bau seiner Akademie auch kein Geld für eine ordentliche Bibliothek, obwohl eine solche natürlich für die Akademie unverzichtbar ist. Die Weisen der Insel hatten aber bei ihrer Rückkehr viele Bücher vom Kontinent mitgebracht. Einige hatten sogar bei ihrer Flucht Bücher retten oder gar im Exil selber welche geschrieben. Da die jedoch  der kostbarste Besitz eines Weisen sind, für viel Geld erworben oder mit großen Mühen abgeschrieben, wollte sich niemand von ihnen trennen. So kam man überein, die Bücherei über die Stadt zu verteilen. Jeder Einwohner der Akademie sollte die seinen behalten, sie aber an jeden Interessierten ausleihen. Neue Bücher, die die Akademie im Laufe ihrer kurzen Existenz schon massenhaft erworben, abschreiben lassen oder geschenkt und vererbt bekommen hat, wurden nach Themen sortiert in die Obhut ausgewählter Bewohner gegeben. Damit man bei den vielen Schriften den Überblick nicht verliert, gibt es einen Katalog, in dem alle Werke notiert sind.

Es sollte also kein Problem sein, ein Buch zu finden.

Magister Vallö Kalundgrag, der mich als Scholar der arkanen Künste und Laufbursche in seinen Haushalt aufgenommen hatte, bittet mich, ihm die Liste der Besucher des Magiertreffens zu holen. Für einen Gedankenaustausch magischer Natur benötigt er die genaue Schreibweise des ziemlich komplizierten Namens eines Besuchers. Diese Liste hatte ich nach dem Treffen selber geschrieben, gleich zu Beginn meines Studiums und ich bin nicht wenig stolz auf sie. Den Namen des Besuchers kenne ich leider trotzdem nicht auswendig. Ich verabschiede mich also von Magister Kalundgrag, mit der Bemerkung, zum Mittagessen zurück zu sein- Ich kenne unsere Bibliothek. Ich gehe also die Treppe hinunter und quer über den zentralen Platz in den Vorraum der Halle. Dort steht ein hölzernes Lesepult und darauf liegt ein großes Buch: "Der Katalog der Bibliothek der Magierakademie zu Belfalas auf Silur". Da der Katalog dauernd benutzt wird, weist er viele Gebrauchsspuren auf.
Der Katalog ist sinnvoll nach Themengebieten gegliedert, die ihrerseits die Bücher alphabetisch nach den Namen ihrer Verfasser aufführen. Eine Aufzählung der Besucher des Magiertreffen müßte unter "Magiertreffen" zu finden sein. Nur- dieses Stichwort gibt es nicht. Mein nächster Versuch gilt der Liste "Magier". Da sind nun sehr viele Einträge zu durchforsten, ödes Zeug über Standesethik und Kleiderordnungen, aber keine Besucherliste.
Meine Rettung ist der Ordnungspunkt "Historie". Möglicherweise um die eher spärlich vorhandenen Schriften zur Geschichte unserer Akademie ein wenig zu ergänzen, sind dort auch alle Aufzeichnungen über das Magiertreffen notiert worden. Das Material hat Magister Haider Eigentorf in Verwahrung.
Ich verlasse die Halle und gehe zur Bergseite des Platzes. Dort klopfe ich an der Tür von Magister Kraalkehler. Durch sein Haus und seinen Garten gelangt man am schnellsten zum Haus von Herrn Eigentorf. Ich schlüpfe am der Magd der Kraalkehlers vorbei, als sie mir die Tür öffnet, ignoriere die erbosten Worte, mit denen sie die Scholaren der arkanen Künste und mich im besonderen beschimpft, laufe durch Flur und Küche, durch die Hintertür in den Gemüsegarten und an dessen Rückseite die steile Treppe empor, die zur Stiege hinaufführt, an die Eigentorfs wohnen. Die Leute hier oben haben einen schönen Ausblick auf das Savretal und Belfalas, aber um zu ihre Wohnungen zu kommen, müssen sie einige Mühen auf sich nehmen.
Haider Eigentorf treffe ich vor seinem Haus beim Holzhacken. Beim Volk der Akademie ist er sehr beliebt, weniger als herausragender Magier denn als geschickter Handwerker. Ein Zauberer kann zwar mittels Baumagie sein Dach decken, doch die Benutzung normaler Sparren und Schindeln ist viel einfacher und meistens sogar haltbarer , besonders dann, wenn der Zauberer in der Baumagie nicht recht bewandert ist und von Statik keine Ahnung hat.
Ich frage Herrn Eigentorf nach der Besucherliste. Er sagt mir, ich solle ins Haus gehen und sie holen. Drinnen begrüße ich seine Frau und streichele seine Wachechse. Die Bücher heben die Eigentorfs in einem schönen Holzschrank auf, ordentlich sortiert nach den Namen der Verfasser. Ich suche meinen eigenen Namen, doch zwischen den Werken von Nebba Arvidsjauer und Birka von Bruchtal fehlte das schmale Heftchen, in dem ich die Besucher des Treffens aufgeführt hatte. Statt dessen liegt dort eine kleine Schiefertafel mit der Aufschrift: "Bootsnak, Besucherliste, verliehen an Magister Eisendraht am 16. Drachenmond 417 n.P." . Ich zeige Haider Eigentorf die Notiz. Der nickt bestätigend: "Ja, der alte Eisendraht wollte deine Liste haben, um sie mit einigen anderen Schriften in einem Sammelband zu veröffentlichen. Seither habe ich sie nicht gesehen, du wirst ihn schon selber fragen müssen." Als Handwerker achtet Haider nicht so genau auf seine Bücher.
Ich dankte Magister Eigentorf und fluche vor mich hin, während ich die Stiege hinablaufe und hinunter in den Garten der Kraalkehlers klettere. Magister Eisendraht ist unfreundlicher, alter Dogmatiker der allerübelsten Sorte und so staubtrocken wie sein Fachgebiet, die Verzauberung von Gegenständen. Außerdem plagt ihn seit einiger Zeit ein Rheuma, welches jedem Zauber und allen Kuren widersteht.
Ich klaue aus den Garten der Kraalkehlers ein paar Erdbeeren und während ich mich aus ihrem Haus schleiche, lasse ich ihren Dackel entwischen, der mich, nach einem Gassigang verlangend, ansah. Schließlich muß ich einen schlechten Ruf wahren.
An der Talseite des zentralen Platzes steht das hohe, schmale Haus, in dem Magister Eisendraht ganz alleine wohnt. An seiner Türglocke zu ziehen ist ein gruseliges Vergnügen für die jüngsten Eleven der Magie, die von den älteren zum Spaß an nebeligen Herbsttagen mit einem vorgeschobenen Auftrag zu dem alten Griesgram geschickt werden. Denn statt eines Schellens ertönt das Schreien einer Katze, die an den Beinen auseinandergerissen wird, wenn man den Glockenstrick zieht. In der Sonne eines Sommermorgens verliert das Geräusch aber viel von seinem Schrecken.
Ich ließ die Katze einmal, ich ließ die Katze zweimal, ich ließ die Katze dreimal kreischen. Dann endlich öffnet Magister Eisendraht, ein zusammengekrümmt am Stock gehender kleiner Mann, mir die Tür. Verärgert blafft er etwas von einem beschäftigten Mann, der aus seinen Studien gerissen wird. Dabei sprechen seine unordentlich angelegte Kleider und seine wirren Haare eher von einem müden Mann, der aus seinem Bett gescheucht worden ist. Ich bitte ihn höflich um meine Schrift. Einem Magier soll man immer höflich begegnen, gerade wenn er in so ungnädiger Stimmung ist. Zwar wird er sich kaum die Mühe machen, einen unfreundlichen Scholaren in eine Maus zu verwandeln. Aber ein anhaltender Durchfall wäre schon ärgerlich genug.
Also entschließe ich mich, die Geste zur Stärkung des Gedächnisses zu ignorieren, die er mit einem Räuspern tarnt. Der Trick scheint, trotz wiederholter Anwendung und dauerndem Geräusper nicht recht zu funktionieren. Denn in der Bücherstube im Erdgeschoß, erhellt durch hohe Fenster, kann er das Buch nicht finden.
Die Verzauberung von Gegenständen scheint ein Fachgebiet zu sein, das sehr viel Literatur hervorgebracht hat. An beiden Längswänden der Bücherstube stehen deckenhohe Schränke, auf jeder Seite sechs. An ihnen sind Schilder angebracht und mit den Zeichen der zwölf Sphären der Magie beschriftet. Jeder Schrank hat elf Türen, die mit Zahlen von null bis zehn beschriftet, für allgemeines Schrifttum zu den zwölf Bereichen am Boden über die neun Basisgrade der Zauberkunst in der Mitte bis zu den separat verschlossenen Fächern für die Landherrschaftsvarianten unter der Decke, erreichbar nur mit einer Leiter.
Nachdem Magister Eisendraht mit auf dem Rücken verschränkten Händen eine Weile an den Schränken entlanggelaufen ist, ununterbrochen vor sich hinmeckernd, scheint er endlich zu einem Entschluß gelangt zu sein. Er schiebt mir die Leiter zu und scheucht mich mit einer Geste zum obersten Fach des "Leere-" Regales empor. Ich weiß nicht, welche Wunder der magischen Literatur ich dort zu finden hoffte, sicher aber nicht dieses Durcheinander von Notizen, einzelnen Seiten, Aufrufen, Urkunden, Listen und Heften, die sich hinter der Tür stapeln. Ich wühle aufs Geratewohl in den Schriften herum. Da war einer der Aufrufe zum Magiertreffen, die König Ragall überall hatte verteilen lassen, Ein Grundriß unserer Akademie, ein mit vielen Anmerkungen versehenes Exemplar von Kalundgrags Ebenengeometrie, eine Witzzeichnung zur Traummagie und das Buch über die Runenmagie von Pögrudynorgan aus Kyrango- Kanaris, welches schon ewig vermißt wird. Da die Akademie wohl nur wenige Schriften über die Einbindung von Landherrschaftssprüchen der Leere in Artefakte besitzt, hat Herr Eisendraht hier Material für seinen geplanten Sammelband gehortet.

Mein Besucherliste ist nicht dabei.

Ich sage Magister Eisendraht, daß ich die Liste nicht finden kann. "Dann ist sie mit den anderen Papieren wohl schon beim Buchbinder", blafft Eisendraht: "Dann kannst du ja verschwinden."
Ich verlasse den Griesgram. Durch die rückwärtige Tür seines Hauses, denn so gelange ich in einen engen, verkrauteten Garten, der auf der Talseite durch eine niedrige Mauer abgeschlossen wird. Hinüberkletternd gelange ich auf das Dach der Werkstatt des Buchbinders, die gerade unterhalb des Gartens steht. Vom Dach springe ich auf den Ziegenstall. Da höre ich ein lautes Krachen. Erschrocken lasse ich mich auf den Bauch fallen. Droht der Stall unter meinem Gewicht zu zerbrechen?
Nein, der Lärm kommt aus der Werkstatt. Vom Ziegenstall rutsche ich seitwärts auf einen Holzstapel, von dem ich auf die Erde springe. Dann renne ich zur Werkstatt.
Ich stoße fast mit dem Buchbinder zusammen, der aus dem Hause heraus direkt im hohen Bogen vor mir auf den Boden stürzt. Durch die Tür fliegen der Buchbindergeselle und der Buchbinderlehrling, gefolgt von einem Magier, dessen Robe sich wie ein Segel um ihn bauscht.
Gerade kann ich noch einen flüchtigen Blick in die Werkstatt erhaschen. Drinnen tost ein wütender Sturm, ein kleiner Tornado, vom aufgewirbelten Staub und Krimskrams dunkel gefärbt. Dann kommt noch ein spitzer Hut herausgewirbelt und dann fliegt mit einem Rumms die Tür zu. Die Situation sieht ganz nach einem verpatzten Zauber aus. Aber wer würde in der Buchbinderei einen Zauber sprechen? Was war passiert?

Aus dem wütenden Reden des Weisen erklärt sich die Situation. Erst wirkt er ein wenig irritiert. Doch nachdem er sein Gewand gerichtet und den Hut wieder aufgesetzt hat, macht er dem Lehrling, der im wütenden Kreis der älteren wohl in Tränen ausbrechen möchte, böse Vorwürfe.
"Was er sich wohl dabei denke, in den hochbedeutenden Zauberbüchern zu lesen, wieso er als Handwerker überhaupt lesen könne und das der Sturm seine Schuld sei und seine gerechte Strafe für die Neugier, im Buche eines Magiers zu stöbern. Jeder wisse schließlich, daß die durch allerlei Tricks gesichert seien."
Schüchtern verteidigt sich der Junge: "Lesen zu können sei doch nichts schlimmes, und während er mit den Seiten arbeite, könne er nicht verhindern, daß seine Augen das eine oder andere Wort entziffern."
Der Zauberer aber hat genug. Hochmütig wenden er sich ab, im Gehen daran erinnernd, daß er erwarte, das Buch, welches er in Auftrag gegeben habe, morgen sauber gebunden vorzufinden, den Meister ignorierend der verzweifelt fragt, wie er denn seine Arbeit tun soll, mit einen Wirbelsturm in seiner Werkstatt.

Hier wird meine Hilfe gebraucht.

Eigentlich sehe ich eher eine Gelegenheit, meine Zauberkunst ohne die strenge Aufsicht meines Magisters zu erproben. Denn bei einem derartigen Notfall kann man dem Scholaren doch unmöglich untersagen, seine Hilfe anzubieten, oder?
Der Zauber, der den kleinen Tornado in der Werkstatt entfesselt hatte, ist mir bekannt. Der Sturm ist eine Manifestation des "Wild Wirbelnden Wächters", ein elementares Wesen der Luft, welches gerne eingesetzt wird, um kostbare Dinge zu bewachen, zum Beispiel Zauberbücher. Dieser hier war wohl durch eine entsprechende Glyphe beschworen worden, die der unvorsichtige Lehrling beim Lesen eines Textes ausgelöst hatte.
Natürlich bin ich als Scholar mit den üblichen, universal wirkenden und deshalb recht anspruchsvollen Bannzaubern nicht vertraut. Aber in der Magie gilt das Gesetz, daß sich zwei gegensätzliche Wirkungen aufheben. Magier bevorzugen die rechtsdrehenden "Wild Wirbelnden Wächter", da die aus unerfindlichen Gründen leichter zu rufen sind als ihre linksdrehenden Brüder. Ein neu beschworener, linksdrehender Wächter aber müßte sich mit den rechtsdrehenden zusammen auflösen, oder?

Ich biete also dem Buchbindermeister meine Hilfe an.

Der sieht mir zweifelnd auf den Kopf. Diese Geste ist eindeutig. Als Scholar trage ich natürlich keinen Spitzhut und der Meister weiß wohl, daß ich nur in Gegenwart eines Magisters zaubern darf. Andererseits hat er gerade den häufig mit Ignoranz verbundenen Standesstolz der Kollegen erfahren und will sich sicher keine weitere Abfuhr von den Akademikern holen. Zuletzt ist meine besondere Gabe der Volksmagie die geistige Beeinflussung von Wesen aller Art, und so gibt der Buchbinder, halb ohne es zu wollen, seine Zustimmung.

Ich stelle mich in Position. Viele Menschen glauben, ein Magier könne aus dem Verborgenen einen Zauber wirken. Das ist falsch. Er muß sich dem Ort, der Person oder dem Objekt, auf das er wirken will, zuwenden und aussetzen.
Dann konzentriere ich meinen Willen darauf, der Luft zu befehlen. Wie ich sagte, ist meine Gabe die Beeinflussung von Wesen. Dies ist auch mein Zugang zur elementaren Magie. Meine Formeln fordern die Luft auf, mir zu Willen zu sein. Andere Weise würden die Luft in eine ihnen genehme Form zwingen oder sie nach einem vorgestellten Muster formen.
Bestimmt spreche ich die Worte, die ein Volumen Luft auffordern, sich langsam zu drehen. Der folgende Satz komprimiert den Wirbel und macht ihn stärker, die abschließende Formel zwingt den nun etwas mehr als brusthohen Tornado unter meinen Willen.
Ich wische mir mit der linken über die Stirn. Mit der rechten dirigiere ich den kleinen Sturm und dann fordere ich den Buchbinder auf, die Tür zu öffnen. Der reißt die Tür auf und springt zur Seite. Der Wild Wirbelnde Wächter drinnen braust zur Tür um zu sehen, ob da wer sein Buch bedroht. Ohne Anstrengung, ja fast von allein dreht sich mein Wächter auf den anderen zu, vereinigt sich mit ihm, windet sich um ihn herum. In einer letzten Böe lösen sich die beiden Manifestationen der Luft auf.

Die drei Buchbinder, Lehrling, Geselle und Meister gehen in die Werkstatt. Mit einer entschiedenen Bewegung und abgewendeten Augen wischt der Meister die Papiere auf einem Pult zusammen und deckt sie mit einem Tuch ab, Der Geselle beginnt aufzuräumen und der Lehrling fängt verlegen an zu fegen. Mit der Kompetenz eines Weisen, der erfolgreich  eine Probe seiner Kunst abgelegt hat, gehe ich zu dem Pult und ziehe das Tuch beiseite.
Ich erkenne sofort meine Liste mit den Teilnehmern des Magiertreffens. Darunter liegen weitere Blätter im Format 2 * 1,5 Finger, dem bevorzugten Format für Veröffentlichungen der Akademie, geschrieben in einem Dutzend verschiedenen Handschriften, von einem Dutzend verschiedener Gelehrter. Jetzt verstehe ich auch den Begriff Sammelband. Denn Magister Eisendraht hat tatsächlich aus vielen verschiedenen Texten ein Buch zusammengestellt.
Eines der Blätter muß die Glyphe mit dem Wild Wirbelnden Wächter getragen haben. Verfolgungswahn ist (besonders unter älteren Magiern) keine Seltenheit. Der alte Eisendraht wird die Glyphe geschrieben und sie dann vergessen haben. Ich nehme den ganzen Papierstapel an mich, um ihn durch meinen Magister Kalundgrag auf weitere Fallen untersuchen zu lassen.

Ich verabschiede mich von den Buchbindern. Ich werde nicht umhin kommen, Vallö Kalundgrag meinen erfolgreichen Zauber zu beichten.

Wie gesagt, die Magierakademie ist ein Dorf, und dort wird viel getuschelt. Er würde es so oder so erfahren.

Ohnehin bin ich recht stolz auf die Vernichtung des Wächters. Mir scheint, meine Methode spart viel ME im Vergleich zu den üblichen Abwehrzaubern, da ein gleichgroßer, aber kurzzeitiger Gegenwirbel kaum Mana braucht, aber sogar einen permanenten Wirbel verschlingt. Und es gibt viele elementare Wirbelzauber.

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