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Streiflichter IV-1

Streiflichter IV - 1
In Caldun

Regen fiel aus den tiefhaengenden Wolken ueber der geschaendeten Stadt Caldun, der schwarzen Stadt, wie sie auch genannt wurde. Im duesteren Licht des fruehen Abends sah man wenige Menschen auf den Strassen. Nach der Rueckeroberung der Stadt, durch die Truppen des Kaisers und Koenigs Bofri, hatte man kaum noch ein fuenftel der frueheren Einwohner vorgefunden. Der Rest von den ehemals gut 50 000 Menschen war von den finsteren Aeri erschlagen, verschleppt oder vertrieben worden. Leerstehende Haeuser, deren Tueren und Fensterlaeden traege im Wind schwangen, schief in den Angeln haengend oder gar aus diesen gerissen, legten beredtes Zeugnis fuer die Not der Stadt ab.

In den Monaten der Besatzungszeit hatten die barbarischen Krieger der Aeri alles was praechtig und schoen anzuschauen gewesen war zerstoert. Wohlgeformte Statuen aus dem weissen Kalkstein der Tymphaia hatten sie von ihren Podesten gestuerzt und zerschlagen. Zierliche Saeulen wurden mit schartigen Aexten, die zuvor die schlanken Kersenbaeume gefaellt hatten, umgehauen und anstelle so manchen Hauses, das praechtig und hochgebaut die Antalische Strasse gesaeumt hatte, war nur noch
verkohlter Schutt geblieben. Und, wie es hiess, von Agramor stammte das Wort: "Die Spinne webt die Vorhaenge in den Palaesten der Handelsherren; der Drachenkautz ruft von Anians Tuermen die Stunden
aus." Die prachtvollen Villen und Sommersitze vor der Stadt, die kleineren und groesseren Palaeste an den Haengen der Tauren waren gepluendert und verbrannt worden.

Die Stadt, wo sie noch bestand, war in eine grosse Garnison verwandelt worden, und die Heere der Aeri hatten entsprechend gehaust.

Ihre Bewohner, so es ihnen nicht gelungen war zu fliehen, tot oder im Elend. Und wer nicht vor den finsteren Aeri geflohen war, der war nun, vor den Heeren und Priestern des Kaisers, geflohen.

Truebe war die Stimmung in der Stadt, auch nach der Rueckeroberung durch den Kaiser Bofri und seinen Vizekoenig Anian Turcas. Beide hatten ihren Sitz auf der Festung ueber der Stadt, Akrocaldun, aufgeschlagen. Allerdings war Anian im Monat nach der Eroberung nochmals mit den Heeren Anthaliens aufgebrochen um die ehemals reiche Ebene von Soor zurueckzugewinnen. Und die antalischen Staedte die dort lagen - Pygela, Toron, Ikos, Garlah und wie sie noch hiessen.

Wie Perlen am Hals einer ueppigen Schoenen waren sie die Zierde des peristrischen Antalien gewesen. Als Anian von dem Feldzug zurueckkehrte, der durchaus erfolgreich verlaufen war, ohne Kampf hatte er die Ebene zurueckgewinnen koennen, da war er noch schweigsamer gewesen als bisher, sein Blick war dunkel und wie mit Schattengewoelk umkraenzt schien seine Stirn.

Wie es hiess, hielt er oft stundenlange Beratungen mit Maennern seines Hofes ab, auch erzaehlte man sich, er suche Rat bei einer alten erfahrenen Orakelskeidh, die er nach der Zukunft befragen wuerde. Seine Maenner hatte er angewiesen, den Stadtbewohnern zu helfen, wenn ein kraeftiges Paar Haende gebraucht wuerde. Und auch er selbst ritt des oefteren durch die Stadt, den Beduerftigen mit Gold oder Silber, einer Handreichung oder mit Trost beizustehen. Doch in diesen Tagen gab es weitaus mehr Beduerftige und das Elend war schwer zu stillen.

Durch den nieselnden Regen und die Duesternis des kommenden Abends gingen zwei Maenner die Ursus-Strasse, wo sie von den Taurischen Hoehen hinunter zur Antalischen Strasse fuehrt, hinab. Beide waren in die dunklen Kaputzenmaentel gekleidet, die bei den antharlanischen Kriegern als Schutz gegen Regen so beliebt waren. Trotz des miserablen Wetters gingen sie nicht besonders schnell. Zwar hatten sie die Kaputzen weit ins Gesicht gezogen, doch unterhielten sie sich trotzdem waehrend des gehens.

"Der Schwarze Bronto ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt." sagte einer der Maenner. Er schien hagerer, duenner die Arme, mit denen er haeufig gestikulierte. "Der gute Tombo soll von den Aeri an die Tuer seines Hauses genagelt worden sein. Und dann haben sie es ihm ueber dem Kopf angezuendet." Trauer schwang in seiner Stimme und er fuhr fort: "Aber wenigstens ist seine Tochter Helia davongekommen. Wenn sie der netten Kleinen . . ."

Er brach ab, zu sehr schien ihn diese Vorstellung zu erschrecken. Der andere blickte kurz auf. Ein gutaussehendes Gesicht, doch hatten Gram und fehlender Schlaf ihre Spuren hinterlassen. "Hoer auf, dich mit Vorstellungen zu quaelen, Hecatas." meinte er mit dunkler Stimme, "Es sind genuegend alte Freunde und Bekannte tot oder verschwunden. Wenn Pura es will, werden wir die einen frueher, die anderen spaeter wiedersehen. Gleichviel, die Qual von aussen ist schlimm genug, quaele dich nicht noch selbst."

Der Angesprochene schnaubte unwillig. "Und all das jetzt auch noch auf Devur. Der Schrecken nimmt kein Ende. Und nicht wenige, die der ueberzeugung sind, wir haetten all dies selbst auf uns herabbeschworen."

"Das haben wir nicht!" fuhr der andere zornig auf. "Du weisst es so gut wie ich! Moegen es die Goetter oder das Schicksal gewesen sein. Wer hier auf Myras Boden dafuer verantwortlich ist, wissen wir. Namen brauchen wir nicht wieder und wieder zu nennen."

(Fortsetzung folgt)

 

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