Die Denaide Tondur
Die Geliebte der Götter
In der „Genealogie der Götter“ von Frau Martinus ist sie leicht zu übersehen, und es wird daraus in keiner Weise die Bedeutung deutlich, die sie in der Mythologie hat und die ihre Kinder
in der Geschichte hatten und zum Teil noch heute haben. Ihre Kinder sind Halbgötter geworden, weil sie eine Unsterbliche wohl, aber keine Göttin war. Tondur war eine der Denaiden, eine leibliche Tochter der Dena
also, wie ihre Schwestern Ildru und Cythia, und ist, vergleichbar auch den zwölf Schwestern der Tugend mit relativer Unsterblichkeit ausgezeichnet gewesen – sie konnte und brauchte nicht zu sterben, bis sie jemand
tötete.
Wir können heute nicht mehr ermessen, welche Bedeutung sie in den mythologischen Vorzeiten hatte, als ihre Kinder sich aufmachten Götter zu werden... Auch ihre Schwestern Ildru, von
manchen auch Grewia oder Syrenia genannt, hat ja einen so festen Platz im Herzen ihrer Gläubigen bekommen, dass man sie zurecht eine Göttin nennt. Schon immer war Grewia die größte der Denaiden...
Und Tondur war nicht frei von Neid, als sie sah, wie Ildru die erste in der Gunst des Sohnes der Göttereltern, von Norto wurde. Borgon, der Erstgeborene, war zu jener Zeit verschwunden,
und sollte erst viel später aus den Velator-Bergen wiederkehren, so dass die Wasser des Norto zu jener Zeit Myra bestimmten. Grewia gebar dem Norto Zwillinge – die Götterzwillinge Anur und Pura. Tondur sah die
beiden wachsen, und kümmerte sich um sie, wünschte sich dabei, sie wäre anstelle der katzenhaften, nachtgeheimen Schwester die Mutter. Und sie wandte sich an die Allmutter Dena um Rat.
Pura war schon in ihrer Kindheit, die die Kindheit einer Göttin war, dafür bestimmt, Schicksal zu sehen und zu sein, und hatte der Allmutter die Dinge gekündigt, die sein würden. Und so
sehr Dena gerade mit ihrer Erstgeborenen verbunden war, konnte oder wollte sie sich dem doch nicht entgegenstellen, und gab Tondur ein Kraut, das ihr helfen sollte.
Und Tondur bereitete aus dem Wasser ihrer Quelle (denn alle Denaiden sind von ihrer Natur her, wie wir wissen, Quellnymphen) und dem Kraut einem Trank, den sie Norto zu trinken gab, indem
sie ihn ins Weite Meer goß... Da entstieg Norto den Fluten und war ihr zu Willen. Als er aber danach erkannte, was sie mit ihm getrieben, da gedachte er seines Bruders und war sehr erzürnt. So hat sein Sohn aus
dieser Verbindung zwar manche Gabe von Norto, doch keine, die dieser freiwillig gab. Es war Anrash, der wilde Sohn der Tondur, der dieser Verbindung entsprang. Er lernte bei Dondra, dessen Gunst Tondur für ihren
Sohn zu gewinnen wußte, ging aber später zu Xnum und nahm diesen als Ziehvater an, da er sich von seinem Vater Norto absetzen und rebellieren wollte gegen ihn.
Ihre wahre und tiefe Liebe gewann eines Aeons Zamnait, der Gott der Helfenden Hand, durch seine sanfte und ruhige Art. Mit ihm zeugte sie norytton, den Wellenreiter, der durch seine
Eltern sich zum Gegenstück zu Anrash. So kam es, dass Norytton sich gerade Norto zum Ziehvater nahm. Die zweite Geburt stand unter einem schlechten Stern, und es war Pottundy, die ihr entsprang. Dies war durch
Tondurs Schwiegermutter, die Mutter des Unheils, so gelenkt worden, und es war auch diese ihre Großmutter, der sich Pottundy zur Lehre zuwandte.
Ihr drittes Kind mit Zamnait war Artan der Jäger, Hüter der Waage. In der Verbindung mit Zamnait wurde Tondur zu einer ruhigen und ausgeglichenen Frau, und das Wasser ihrer Quelle wurde
zum Heilwasser für viele. Der Geist des Friedens erfüllte ihr Herz, und sie wirkte auf andere ein in dieser Richtung. Nachdem sie in den ersten Myriaden von Jahrtausenden oft mit Pura zusammen war, die man auch als
Göttin der Gebährfähigkeit verehrt hat und verehrt, suchte sie nun, von Zamnaits Geist so erfüllt wie er von ihrem, immer öfter die Gesellschaft der kleinsten der Tara der jungen, noch nicht lange geborenen Eldila
Seker und Parana, die die letzten in dieser Reihe bleiben sollten, und mit den Elfen und Aegyr.
Ihre Kinder entwickelten sich in dieser Zeit weiter. Anrash, der Erstgeborene mit Norto, wandete sich, nachdem Norytton zu seinem Vater Norto gegangen war, nochmehr dem Chaos zu, und
seinem Ziehvater Xnum. Er bemühte sich auch, aus Wut über die Geschwister, Tondur Schmerzen zu bereiten, und es stammt aus dieser Zeit, dass Zamnait zum erbitterten Feind und Angriffsziel Xnums wurde. Norytton
dagegen wandte sich, zugunsten seines Vaters und aus Zorn gegen den älteren Halbbruder der Ordnung zu, und dem Licht und half seinem Vater. Kein Eldil im Götterhimmel ist dem Xnum, gerade in seinem eigenen Element
Wasser, so sehr entgegengesetzt, wie Norytton. Für immer herrscht Rivalität und Feindschaft zwischen diesen beiden Halbbrüdern. Als auf der anderen Seite Pottundy auf finsteren Wegen ging und den Wahnsinn in die
Welt setzte, da mühte sich Artan das Unrecht, das seine Schwester angerichtet hatte, wieder gutzumachen. Er war bemüht, das Gleichgewicht wiederherzustellen, als der Chaosgott Mannanaun zu stark wurde. Dies war die
Zeit der Kriege zwischen Ordnung und Chaos, und da führte – während auf der anderen Seite als Kriegsgötter der Wolfgott Borgon, der mit seiner verhaßten Großmutter gelegen hatte, und der Lehrmeister seines
Halbbruders, Dondra standen, und in den den Reihen auch Xnum und sein Ziehsohn Anrash – Artandie Scharen der Ordnung als Kriegsgott ins Feld, und mit ihm zogen Norytton und ihr Vater Zamnait, mit ihm zog auch
Tondurs erster Mann, Noryttons Ziehvater Norto, und mancher andere. Tondur aber setzte sich mit Parana, gestützt auch letztlich von Chnum und Dena, die damals schon entzweiten, für einen Frieden ein.
Es kam die Zeit, wo Anrash, Tondurs Erstling, ganz der Finsternis anhing, und dies war die Zeit, wo die Finsteren Sechs wurden. In diese Zeit kam auch, als Niederlage der Finsternis und
als Warnung für Anrash, die Verbannung des Mannanaun. Anrash zog sich in sein eigenes Reich unter die Wellen zurück, und die Wellen beruhigten sich für einige Zeit.
Die Mächte der Finsternis aber sannen immer auf Rache für die Niederlagen, und weil Tondurs Söhne solchen Anteil daran hatten, war sie als das nächste Opfer auserkoren, die der Großen
Spinnen schon lange ein Dorn im Auge war. Sie half ihrem Sohne Seth im Schutze völliger Nacht, als der Dunkelmond und auch Lichtmond Dena Neumond hatten, Tondur zu entführen in die Gebiete der heißen Wüste, wo er
sich Dank der Hitze zuhause fühlte. Und in den Höhlen der Wüstenspinnen zwang er sie, ihm einen Sohn zu gebären. Die Kraft der Tara Götter zu gebären, war zu jener Zeit vergangen und so war es kein Gott, sondern ein
mächtiger Magier, der dieser Verbindung entsprang. Von seinem Vater Seth erbte er, Astragard, Patron der Sterndeuter, die sich nicht von dem Lichtmond blenden lassen wollen, relative Unsterblichkeit und die Gabe,
unwiderstehlich zu sein., wenn er etwas von einem anderen Menschen durchaus wollte. Er bekam den Hass auf Noryttons Freund Dondra und vor allem auf Seker in die Wiege gelegt. Denn Dondra begann in dieser Zeit seinem
Vater Seth, der eine finstere Ordnung aufzurichten wünschte und noch will, schon sehr zu schaffen machen. Nicht ist Dondra mehr verhaßt als die Versklavung von Menschen, die Seth mit seinen Dienern kultivierte und
zum Aufbau der eigenen Macht betrieb. Mit dem Schwert des Chaos, Osc, aber, welches Dondra ihm zum Trotz geschaffen hatte, wurden allzuviele Ketten gesprengt, als dass Seth darüber hätte hinweggehen können. Diesen
Feind also gab Seth seinem Sohn mit.
Nichts kann finstere Ordnung sowenig vertragen wie das Lied der Freiheit, noch dazu wenn es vom Licht erfüllt gesungen wird. So war der zweitwichtigste Feind Seths und Astragards der
Lichtgott Seker, der Licht und Freiheit auf seinen Schild geschrieben hatte. Dazu kam, dass gerade diese beiden in der „Kinderstube“ des Magiers Astragard schlimmen Schaden an den Zielen der Finsternis anrichteten.
Seker hatte sich gerade die Wüste zum Ort seines Wirkens auserkoren, nachdem er viele andere Orte besucht und dort seinen Geist in Form von lichten Orakelsträuchen eingepflanzt hatte, und Dondra unterstütze ihn und
den Kampf um die Freiheit und das Licht in der Wüste, mit den heißen Wüstenwinden, die seinen Feinden ein Greuel und gewaltiger Kraft waren.
Gegen diese beiden vorzugehen, dem hat sich Tondurs letztes (?) Kind verschworen, und Astragard ist ein treuer Diener und Anbeter seines Vaters Seth geblieben, auch wenn er keinen Groll
gegen die Weisen unter den Menschen hegt, die nicht Seker verehren. Er kann immer mal wieder gerade seine Leute, die Sterndeuter, unterstützen auch wenn diese Seth nicht mögen, solange sie nicht direkt gegen diesen
, sondern etwa gegen den von ihm verachteten Xnum oder seine Dämonen – dies in der Hoffnung, dass sich die Sterndeuter nicht seinem Feinde Seker zuwenden werden, wie dies selbst Thonensen, der unter den Sterndeutern
neben der Aegyr Valita am bekanntesten wurde und auch gegen Dämonen kämpfte and er Seite der Freunde Mythors, zu keiner Zeit tat: Wenn es zu licht ist, kann keiner die Sterne sehen...
Marlilith, die Große Spinne, die in den Spinnenhöhlen am Rande der Wüste ihren neuen Enkel behütete vor Licht und Chaos, haßte Tondur schon lange, fast so sehr, wie sie ihren Sohn Seth
liebte. So sorgte sie dafür, dass Tondur niemanden mehr gebären würde. Sie gab ihr ein Gift ein, dass ihre Priesterinnen heute noch eigen ist, und das Tondur, die Geliebte der Götter, unfruchtbar machte und mit der
Zeit dahinsiechen ließ.
Tondur, die Geliebte der Götter, lag auf dem Totenbett, als sie ihren letzten Sohn nocheinmal zu sich rief, da sie die anderen mit ihrem RUF nicht erreichen konnte. Das Gift des
Galeenanna, der bei manchen auch Hebirtha oder Marlirkoth genannt wird, pulste in ihren Adern, als sie ihren Sohn Astragard dazu brachte, ihr in die Hand zu versprechen, dass er, wofür er auch kämpfen mochte, seinen
finsteren Vater niemals um direkte Unterstützung anrufen würde, um nicht zu sehr von ihm abhängig zu sein. Er tat das und hat dies Versprechen, soweit die Chroniken reichen, auch nie gebrochen. Dann starb Tondur,
die Geliebte der Götter am Gift der Großen Spinne.
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