MYRA

 Geschehnisse_419_n.P.

Die Geschehnisse im Jahr 419 n.P.

 

Die Geschehnisse im Nisan und Jijar 419 n.P.

Der Winter ist mild geblieben. Lediglich in den machairisten Gebieten Drakons ist etwas Schnee gesehen worden, und auch dort nur spärlich. Dafür wird das ganze Segment mit Regen eingedeckt, der die Straßen aufweicht und die Landreisen deutlich erschwert. Die Ausnahme zur Regel ist mal wieder die Ophissee: Ruhige Wasser, Sonnentage und keinerlei Monsteraktivität machen so manchen Kapitän mißtrauisch. Es ist zu friedlich, um wahr zu sein...

 

In Krimisterhiim hat man sich offenbar schnell an die Eroberer gewöhnt, die Stadt pulst vor Aktivität. Vor allem in den Werften wird geschuftet bis zum Umfallen. Und tatsächlich, im Jijar wird eine neue Flotte zu See gelassen, stolz und majestätisch unter dem Banner Drakons.

 Diese Flotte bekommt auch baldige Gelegenheit, ihre Kampfkraft zu trainieren. Kaum im Wasser, nimmt sie Kurs auf die køstalische Nachschubflotte, die bislang dafür sorgte, daß die Køstalen genügend Truppen auf dem Festland halten können. Mangels Seeschlachterfahrung setzt Drakon auf Masse, und in zwei Schlachten wird die kleinere køstalische Flotte vertrieben oder versenkt.

 Währenddessen gibt es auf dem Festland das nächste Treffen der Kampfverbände. Ohne Unterstützung durch Krimisten oder Odenen scheinen sich die Køstalen jetzt alleine gegen Drakon stellen zu wollen. Zudem fehlt ihnen ihr König, denn Rumondr ist noch nicht wieder dem Lazarett entstiegen. Hochstaluat Leif tut, was er kann, aber gegen überlegene Zahl und Klasse ist er machtlos. Auch hier bleibt nur der Rückzug mit den Überlebenden.

 

 Die in den letzten Monden von Drakon stark dezimierten Krimisten formieren sich inzwischen neu. Unter der Führung von Lord Hafgar, einem alten Bekannten aus den Grenzkriegen mit den Odenen, wird in Hogrviik der weitere Widerstand gegen die Drachen organisiert.

Doch das neu gefundene Glück währt nur kurz. Anfang Jijar dringt ein Brummen an die Ohren der Stadtbewohner, und kurz darauf kommt ein Schwarm Mörderbienen in Sicht. Woher sie kommen, ist nicht herauszufinden. Vermutlich hat eine Flotte sie vor der Küste losgelassen. Wie auch immer, in Hogrviik hat man sich auf Angriffe aus der Luft vorbereitet. Noch bevor die Bienen die Stadtmauern erreichen, nehmen die Fernwaffen ihre Arbeit auf und fangen an, die Mordinsekten aus der Luft zu holen. Doch dann erreichen sie die Verteidiger. Das erste Ziel sind die Besatzungen der Fernwaffen, unter denen ein furchtbares Blutbad angerichtet wird.

Lord Hafgar tut sein möglichstes, die Verteidiger bei der Stange zu halten, doch Panik bricht aus. Noch bevor die Schlacht richtig begonnen hat, nehmen die Krimisten die Beine in die Hand und fliehen aus der Stadt. Ein weiterer leichter Sieg für Haarkon...

 

Aber damit nicht genug. Zum gleichen Zeitpunkt tauchen Mörderbienen auch in Tektoloi auf, im Angriff auf die Burg Semros. Doch nicht immer hat der Sohn der Schlange ein leichtes Spiel. Wo an anderen Orten Panik ausbricht, wenn Mörderbienen erscheinen, bleiben die Tektolonen ruhig. Argoselion Thasos hat Zeit, die Verteidiger zu organisieren, und vor allem die Ritterschaft von Semros tut alles, um Ruhe und Überlegenheit auszustrahlen – gilt sie doch als die beste Ritterschaft des Festlandes! Auch die ansonsten eher undisziplinierten Soldaten reißen sich zusammen.

 Der Angriff des Schwarms macht die Mauern der Burg unwichtig, aber die Verteidiger haben damit keine Sorgen. Die Schwerter Tektolois sind eine gute Antwort auf Gebiß und Panzer der Insekten, und sie werden in Scharen erschlagen. Nach ein paar Stunden ist alles vorbei, die Mörderbienen ziehen sich geschlagen zurück. Danach beginnt das Aufräumen, nur wenige sind zu begraben – lediglich die Ritter von Ronnerian haben beim Schutz ihres Herrn größere Verluste erfahren, da er ein besonders Ziel gewesen ist. Eine grimmige Entschlossenheit breitet sich unter den Siegern aus. Mörderbienen können besiegt werden, sogar relativ einfach. Man darf nur nicht in Panik verfallen.

 

In Tektoloi ist immer noch kein Kaiser gewählt, was von den Nachbarn mit einem gewissen Spott aufgenommen wird. Weniger begeistert sind die Bewohner des Reiches. Was bisher nur Unmut war, wird in weiten Bereichen des Zentralgebietes nun passiver Widerstand, als die Bevölkerung sich weigert, Steuern zu entrichten. „Wir müssen für das Krönungsgeschenk sparen“ – so und ähnlich sind die Auskünfte, die die verdutzten Steuereintreiber zu hören bekommen. Versuche, die Eintreibungen etwas zu forcieren, endeten bislang mit ein paar blauen Augen, aber nicht mehr. Noch wurde nirgendwo versucht, die Steuern von Truppen eintreiben zu lassen.

 

Aber wenn Tektoloi grummelt, dann explodiert Mitrania – daran hat sich nichts geändert. Anlaß ist diesmal ein garianischer Adeliger namens Gsarbâr Phrenetilaîos, der im Namen Erainns die Steuereinnahmen der Stadt beschlagnahmt, um „in Garian kaiserliche Truppen für den Kampf gegen Haarkon zu rüsten“. Schlauerweise wird dies erst bekannt, nachdem er die Stadt mit dem Gold verlassen hat. Und dann beginnen die Auseinandersetzungen... Wo immer ein garianischer Soldat sich blicken läßt, wird er zum Ziel des Mobs. Selbst für die garianische Bevölkerung von Mitrania scheint das Faß übergelaufen.

 In diesem Durcheinander gehen die Razzien gegen die zwielichteren Kneipen weiter. Ob etwas gefunden wurde oder nicht, geht im allgemeinen Chaos unter.

 

Und selbst Allennos ist nicht ruhig in diesen Tagen. Es beginnt kurz vor den Ssakat, als die Glocken der Stadt Alarm rufen und Bürger wie Ritter gleichermaßen aufschrecken. Herolde tauchen in der Stadt auf, begleitet von Schwestern der Rhyalianda, und verkünden die Neuigkeit:„Pamôtron Kallorg, Graf von Lychai, ist für vogelfrei erklärt! Er ist aller Anrechte auf Rang, Besitz und Ehre enthoben. Hochverrat ist sein Vergehen: Er hat dem Frieden der Kaiserwahl gespottet, Magie gegen den Erzherzog von Miktonos gewandt. Fürderhin war er nicht bereit, den Urteilsspruch eines neuen Kaisers zu erwarten, sondern verließ die Versammlung in Schimpf und Schande. Wer den Verräter niederstreckt soll ohne Strafe gehen, und als Held gefeiert werden. Alle Verträge, Versprechen und Bindungen zum ehemaligen Grafen von Lychai sind nichtig. Die Grafschaft Lychai ist verwaist, bis der neue Kaiser über sie entscheidet.“

Erregung macht sich breit, einige Adelige eilen zur Tür der Ratskammer, die seit Monaten nur von den Ordonnanzen der Rhyaliss durchschritten werden. Die schnellsten sehen noch, wie sich die Türen hinter Pamôtron Kallorg schließen, der tatsächlich herausgekommen ist. Doch bevor jemand ihm ein Leid zufügen kann, verschwindet er vor aller Augen. So leicht ist es wohl doch nicht, einen Magier niederzustrecken. Die Neuigkeit jedoch durchzieht Tektoloi wie ein Lauffeuer.

Am ersten Nisan versammeln sich sämtliche in Allennos befindliche Ritter vor der Stadt, wo sie stumm einem Duell zwischen Wanya Fylesis, dem Führer der Erzritterschaft, und Vangor N’Salis, dem Anführer der garianischen Ritter, beiwohnen. Die Stadtwache von Allennos hält sich aus dem Streit heraus, als sie von den Rittern signalisiert bekommt, daß sie dieser Händel nichts angeht... Gut eine halbe Stunde dauert der Kampf zwischen zwei der vortrefflichsten Recken des Kaiserreiches, bis endlich Wanya einen Streich landen kann, der Deckung und Rüstung von Vangor durchschlägt. Etwas Blut fließt, und beide Recken senken die Waffen. Vangor spricht: „So sei es. Ihr führt uns, wir werden folgen!“

Daraufhin reiten die beiden zusammen mit den Führern der anderen Ritterschaften zurück in die Festung, wo Wanya im Hof – in Hörweite der Fenster des Ratssaales – die Stimme erhebt und verkündet: „Volk und Fürsten von Tektoloi! Die machairische Grenze wird bedroht, aber Tektoloi kann sich nicht wehren, denn seine Fürsten können keinen Führer benennen. Daher übernimmt nun die Ritterschaft die Führung, auf daß Schwert und Schild Tektolois nicht brachliegen, während sie gebraucht werden. Die Fürsten brauchen unseren Schutz jetzt nicht, sie sind sicher in den Hallen Allennos’. So übernehme ich hiermit das Oberkommando über alle Truppen Tektolois, kaiserlich wie fürstlich, beritten wie zu Fuße, bis zu dem Tage, an dem ich es einem gekrönten Kaiser zurückgeben kann. Wer sich uns in den Weg stellt, der wird den Zorn der Ritterschaft spüren, gleich welchen Ranges er ist. Ich hoffe, die Bürde des Kommandos nur kurz zu tragen, auf daß ein Kaiser es mir in Bälde abnehmen möge.“

Die Ritter wenden ihre Pferde, und reiten zurück zu den Wartenden vor der Stadt. Dann bricht der gesamte Trupp gen Semros auf. Unterwegs schließen sich ihnen noch die Ritter von Phillias, Mitrania, Garian und Lychai an. In Semros stoßen die kaiserlichen Truppen aus Ronnerian zu ihnen, und Ende Jijar kommt schließlich noch ein weiterer Zirkelmagier an. Tektoloi scheint auch ohne Fürsten zu funktionieren...

Das Erainn-Fest schließlich wird in Allennos mit einem Tag Trauerbeflaggung für die ermordeten Botschafter in Mitrania gehißt.

Die Geschehnisse im Siwan und Tammus 419 n.P.

Große Bestürzung trifft die Adeligen in Garian, als sie von der Verbannung des Pamôtron Kallorg hören. Gerüchte am Hof besagen sogar, daß Ilyadelia, die Witwe des letzten erwählten Kaisers, des öfteren in Tränen gesehen worden sei. Sofort wird eine Gesandtschaft nach Allennos geschickt, die mit der Priesterschaft der Rhyalianda reden soll. Resultate weiß man freilich noch keine zu berichten.

Das interessiert die Menschen von Garian im Moment aber überhaupt nicht. Im Gegenteil: Der eigene Herzog verliert langsam, aber sicher die Zuneigung seiner Untertanen. Angeheizt durch die Steuerdiebstähle im letzten Mond, fordert die erregte Menge, daß Deirphos aufhören soll, Bürgerkrieg zu machen, immer wieder ertönt der Refrain:

Deeeiiirphos Sendaaariis
Hängt ihn auf! Hängt ihn auf!
Weeen er wiiieder daaa ist
Hängt ihn auf! Hängt ihn auf!

 Die Bevölkerung von Ronnerian wird eines Nachts durch den Lärm der Soldaten geweckt, die wie wild durch die Stadt rennen. Feuerschein, von den Mauern kommend, erleuchtet alle Gassen. Eine leichte Panik breitet sich aus, zu viele erinnern sich an die Belagerungen des Bürgerkrieges, die ähnliche Situationen mit sich brachten. Nach und nach verbreitet sich die Neuigkeit: Die Stadt wird nicht angegriffen, aber die Fernwaffen wurden sabotiert! Finstere Schurken haben die teilweise leicht entzündliche Munition verwendet, um die Waffen zu verbrennen. Während die erste brannte, und alles abgelenkt war, wurden weitere angesteckt. Mehr als die Hälfte der Fernwaffen sind zerstört. Wer profitiert, wenn Tektolois Tor zur See ungesichert ist?

Währenddessen eskaliert der schwelende Bürgerkrieg. Noch gehen keine Soldaten aufeinander los, aber die berühmt-berüchtigten tektolonischen Spionageeinheiten werden wieder aktiv. In Mitrania und Phillias werden mehrere Trinkwasserbrunnen vergiftet, einige hundert Menschen sterben, bevor man das Problem erkannt hat und die Brunnen vernagelt. Die Giftmischer werden nicht gefaßt, aber es wird von einem Elfen gemunkelt, der des Nachts durch die Gassen schleicht...

In Allennos bricht die trügerische Ruhe, die bisher von den verschiedenen Geheimdiensten als Status Quo aufrechterhalten worden war. Es ist tiefste Nacht, als die Klinge auf den Mann mit dem Raubvogel aufmerksam wird. Raubvögel bei Nacht? Das ist doch keine Eule... und was hat der in der Stadt verloren? Als der Vogel aufsteigt, und gen Ratssaal fliegt, sind keine weiteren Fragen nötig. Das Schnalzen einer Bogensehne wird vom Todesschrei des Tieres überdeckt. Als sich die Klinge gegen den Falkner wenden will, sieht er nur noch, wie eine leblose Gestalt um die Ecke gezogen wird. Die Klinge ist etwas irritiert: Das waren doch gar nicht meine Leute! Wer um alles...

Tags darauf passiert das nächste: In einer Straße von Allennos ertönt Hufgetrappel. Kein ungewohntes Geräusch in Allennos. Die Reiter kommen schnell näher. Reiter mit schwarzen Masken? Passanten werden durch die keilenden Pferde beiseite gedrängt. Starke Arme reißen Braînt D’Laphur, eine Hofdame, nach oben. Ein beherzter Helfer zieht sein Schwert und wird in die Gosse getreten. Die Entführer feuern ihre Pferde an und preschen um die nächste Ecke, wo man einen lauten Schrei hört. Passanten rennen um die Ecke, wo sie Braînt auf dem Boden sitzen sehen. Sie ist leicht verletzt durch den Sturz vom Pferd, aber ansonsten unversehrt. Neben ihr liegt ein kleiner, blutiger Lappen. Ein halbes Ohr? Braînts Mund ist wohl doch nicht blutig, weil sie sich auf die Zunge gebissen hat, sondern...

 In ganz Tektoloi marschieren die Truppen. Allennos und Miktonos sollen Tausende mobilisiert haben; Allennos zieht sogar Einheiten von Teligos ab und bringt sie in die Tieflandebene. Vor der Festung Allennos begegnen sie dort der Stadtwache von Garian. Was macht die denn hier? Das fragt sich auch der Kommandant der Festung, Ylphur Sotis. Sicherheitshalber verweigert er ihnen erst einmal den Zugang zur Stadt, bis die Situation bereinigt ist.

 Im Machairas geht der Krieg weiter. Drakons Flotte liefert sich eine zweite Seeschlacht mit den Verbänden der Køstalen. Rumondrs Mannen wehren sich nach Leibeskräften, vor allem die beiden Flaggschiffe kosten Drakon viel Blutzoll. Für jedes versenkte Schiff der Køstalen verliert Drakon drei. Aber es hilft alles nichts: als das zweite Flaggschiff untergeht, kapitulieren die verbliebenen Køstalen.

 Auch auf dem Festland gibt es keine Atempause. Leif, der die Køstalentruppen führt, sieht sich einer mehr als doppelten Übermacht ausgeliefert. Der Mut der Køstalen nützt wenig gegen die zahlenmäßige Übermacht, und Drakons Krieger sind zu allem Überfluß auch noch Veteranen. Am Ende bleibt Leif nichts anderes übrig, als sich mit den Verbliebenen nach Machaviik zurückzuziehen.

 Die Geschehnisse im Aw, Elul, Tischri und Marschäschwan 419 n.P.

Im Machairas ist der Krieg fürs Erste zum Stillstand gekommen. Lord Hafgar, der offensichtlich mit mehr Redebereitschaft gesegnet ist als sein Vorgänger, hat die Sinnlosigkeit des Kampfes eingesehen und Kontakt zu Ælfwine aufgenommen. Dieser wiederum scheint ein Händchen im Umgang mit Drakon zu haben, denn deren Heere eroberten weder die verbliebenen krimistischen Gebiete, noch attackierten sie die odenische Hauptstadt Machaviik, in der nach wie vor der verbliebene Heerbann der Køstalen lagert. Ist der Krieg vorbei? Das ist noch nicht ganz klar. Zumindest Odenen und Drakon scheinen sich zu verstehen, und die Krimisten können nicht mehr. Doch der Standpunkt der Køstalen ist nach wie vor unklar.

Aber der Frieden kommt zu spät für die Krimisten, denn alle Städte des Reiches sind verloren, an Drakon oder die Mörderbienen. Das verbliebene Restreich ist winzig, es gibt keine Goldreserven, nicht mal mehr eine Burg. Daher entschließt sich sich Lord Hafgar, den schweren Schritt zu machen, und bittet Ælfwine um die Aufnahme in die Stämmegemeinschaft der Odenen. Und so endet die Geschichte des Reiches Krimisten, und die der Provinz beginnt.

 

 Im Tischri kommt in Tektoloi Bewegung auf. Schon während der letzten Monde waren Truppenbewegungen im ganzen Land zu sehen. Nun ist wohl alles in Position, denn Wanya Fylesis, momentaner Oberkommandant Tektolois, beendet das lange Warten, und gibt seiner Streitmacht Marschbefehl. Das Ziel ist der Tempel Genrals, der vor einiger Zeit im Hochgebirge über Garian und Lychai bemerkt wurde. Ein unangenehmes Ziel, denn die wohl mächtigste Waffe Tektolois ist die Ritterschaft, und die kann nur ohne Pferde auf diesem Schlachtfeld erscheinen... So wird der lange Zug denn auch von Rittern geführt, die artig neben den gewöhnlichen Soldaten marschieren, und sich dabei nur wenig wohl fühlen.

Anfang Kislew wird das Heer Tektolois sein Ziel erreichen. Und was dann geschieht, daß muß die Zeit noch zeigen.

 

Nicht beim tektolonischen Heerbann ist Vangor N´Salis und die Schwarze Garde von Garian. Anfang Aw trennen sie sich von den tektolonischen Rittern, und man sieht einige Abschiedsszenen, die auf eine lange Trennung hindeuten – vielleicht für immer? Zumindest unter den Rittern scheinen sich in den letzten Monden einige Freundschaften geformt zu haben, die lange Jahre unmöglich schienen.

In Garian angekommen, geben sie Anweisung, alles einzupacken, was für eine lange Reise von Nöten ist. Die Stadtwache, Rückgrat der Verteidigung Garians, wird nach Miktonos beordert, und nimmt die Belagerungsgeräte mit! Als die Schwarze Garde weitergezogen ist, sind Garians Kasernen wie leergefegt.

Die Garde reitet weiter nach Allennos, wo sie auf die zweite Hälfte der Stadtwache trifft. Diese wird ebenfalls nach Miktonos geschickt.

Die Garde baut daraufhin ihr Lager auf, vor den Tore Allennos‘. Auf die Frage, was sie denn hier wollen, antwortet Vangor: „Wir warten auf Deirphos Sendaris. Uns ist eine neue Aufgabe zuteil geworden, die uns aus Tektoloi heraufführen wird.“

In Miktonos warten inzwischen schon Schiffe auf die garianischen Truppen. Einige davon gehören zur Flotte Tektolois, haben die typische, feste Bauweise von erendyrischen Ophisschiffen. Andere jedoch sind neu gebaut, und sicherlich nicht für Erendyras Ophis geeignet. Aber das ist ja auch nicht ihr Ziel.

 

Und schließlich, in den letzten Tagen des Marschäschwan, öffnen sich endlich die Pforten des Ratssaales in Allennos. Die Fürsten treten heraus, allen voran Rhyaliss, die Hohe Schwester der Rhyalianda. Sie begeben sich in die Große Halle von Allennos, und es wird verkündet, daß Dracrob Namol, Herzog von Titanas, der neue Erwählte Kaiser von Tektoloi ist. Der Reihe nach erweisen die versammelten Fürsten ihm die Ehre, und bekennen vor dem versammelten Volk, daß sie Dracrob Namol zum Kaiser von Tektoloi wählen.

 Nach der Wahl kommt Aufbruchsstimmung in den Hof, den nun gilt es, möglichst schnell in Mitrania den Kaiser auch zu krönen. Zwei Fürsten melden sich jedoch ab: Deirvis D‘Aleph und Deirphos Sendaris. Während der erste seinen Rücktritt zugunsten seiner Tochter verkündet, und endlich die Bürde der Herzogwürde ablegen kann, bricht der zweite mit seinen Rittern gen Miktonos auf, um sich mit der bereits wartenden Flotte einzuschiffen – mit immer noch unbekanntem Ziel.

 

Im Ophis wird fleißig weiter Handel getrieben. Ganze Flotten verschiffen Gurken und Met, und stillen Nachfrage nach exotischen Gütern sowohl in Køstalengard, als auch in den Städten der Ikatzinti. Kontore sprießen wie Pilze aus dem Boden. Noch sind die Gewinne exorbitant, doch Beobachter sind der Meinung, daß die Preise bald fallen werden, denn die Mengen, die transportiert werden, finden schon jetzt nicht mehr genügend Käufer!

 

Die Geschehnisse im Kislew und Tewet 419 n.P.

Winter liegt über dem Land. Wie schon im letzten Jahr ist er recht mild; bis in den Tewet hinein hat noch nicht einmal das Hochland von Drakon Schnee gesehen. Regen gibt es reichlich, aber es friert nicht. Auch die Seen sind ruhig, die Winterstürme bisher ausgeblieben.

 

Diese Wetter kommt den Kriegsherren entgegen; anstelle von Kälte und Eis ist nur mit Matsch und Regen zu ringen. Die Kriegsherren, das sind die Ritter von Tektoloi, die noch immer ohne ihre Fürsten stehen, und sich angeschickt haben, einen Stützpunkt des Haarkon auszunehmen.

 Zu den Kriegsherren gehört in dieser Zeit aber auch ein ganz anderer: Ælfwine, König der Odenen, zieht in den Kampf! An der Spitze seiner Heere geht es gen Hogrviik, der krimistischen Stadt, die momentan ebenfalls von Haarkon gehalten wird. Eine einheitliche Front gegen die Finsternis? Wohl kaum, vielmehr handelt es sich um zufällig zusammenfallende Einzelaktionen.

 Innenpolitisch festigt Ælfwine derweil seine Position. Die Waldvölker scheinen sich endlich zusammengerauft zu haben, ein neues Reich wird proklamiert. Doch wer steht ihm vor? Ælfwine, der erfolgreiche Diplomat, oder doch eher der kriegerische Rumondr? Ist dies vielleicht der Grund, aus dem Ælfwine das Feld sucht, um sich die nötigen Siege für die Krone des Hochkönigs zu erringen? Wer weiß. Und dann noch diese neue Bindung an Allennos. Man darf sicherlich gespannt sein über die weitere Entwicklung.

 Auf jeden Fall findet sich Hogrviik Ende Tewet belagert. In den ersten Tagen des Schewat wird sich zeigen, ob Ælfwine im Krieg das gleiche Geschick hat wie in der Diplomatie.

 

Ein anderer traditioneller Kriegsherr ist dafür vollkommen friedlich. Drakon rührt keinen Finger, will sagen keine Kralle, die Auseinandersetzungen mit den Krimisten scheinen beendet zu sein. Im Heerlager, das immerhin nur einen Monatsmarsch von Machaviik entfernt liegt, ist die Stimmung entspannt und gelockert. Man hat wohl noch nicht entschieden, wann es nach Hause gehen kann, aber lange kann es nicht mehr dauern.

Die Fertigstellung der Großen Straße ist da ein weit wichtigeres Ereignis. Drakon hat seine eigenen Baupläne vervollständigt, und hat sein Straßennetz an den Odenweg angeschlossen. Nun kommt man per Straße von Küstenstadt im Ophis bis nach Dùn Dèagh im Machairas, kann also den gesamten Kontinent der Länge nach bequem durchreisen. Der Handel wird sich freuen!

 

Im Hochgebirge beginnt die Schlacht um den Tempel des Genral. Der Kampf ist frustrierend: Eis und Kälte machen den Truppen von Anfang an zu schaffen, und fordern einen hohen Zoll, noch bevor der erste Streich getan ist. Die Tempelanlage zu stürmen, ist dann das nächste Hindernis: Mehr eine Festung als eine Pilgerstätte, ist das Bauwerk kein einfaches Ziel. Und die Verteidiger haben den Vorteil der Beweglichkeit, denn den Mörderbienen macht das Gebirge nichts aus. So kommt es, daß sich vielleicht 500 menschliche Verteidiger einer Übermacht von mehr als 15.000 Angreifern in den Weg stellen können, und nach zwei Monaten immer noch keine Entscheidung herbeigeführt ist. An engen Pässen reichen 20 Mann, um Hundertschaften aufzuhalten, und nächtliche Überfälle der Bienen zerstören die Nachschublinien. Dazu die ständige, unterschwellige Panik, die sich ausbreitet, wenn die Bienen auch nur zu hören sind. Nur die Ritter, die sich zwischen den einfachen Kriegern verteilt haben, verhindern eine Panik.

Nach zwei langen, harten und sehr kalten Monaten ist der Tempel erreicht, seine Tore erstürmt. Mit Schaudern denken die beteiligten Soldaten an die magische Energie, die die Zirkelmagier den Barrikaden entgegengeworfen haben. Ohne diesen Einsatz wären Belagerungsgeräte nötig gewesen. Aber der Preis war, wieder einmal, sehr hoch, denn die Priester des Tempels warfen ihre Energie dagegen, wehrten ab, was sie konnten. Am Ende waren die Tore offen, aber eine weitere Beteiligung der Magier an den Folgeschlachten ist nicht zu erwarten. „Kämpfe niemals gegen einen Hohepriester in seinem eigenen Tempel“, sagt eine alte Weisheit der Magier. Wie wahr!

Nun geht es in die Tiefe der Berge. Die unterirdischen Anlagen sind noch immer größtenteils in der Hand der Verteidiger, ebenso wie das Heiligtum. Unentdeckte Hinterausgänge sorgen noch immer für nächtliche Schwarmangriffe. Tektolois Sieg scheint durch die schiere Anzahl der Recken unabwendbar – aber wann, und wie teuer, das vermag noch niemand zu ahnen.

 

Fern von diesen Schlachten erlebt Mitrania im Tewet die Krönung des neuen Kaisers von Tektoloi, Dracrob Namol. Eigentlich sollte dieses Ereignis mit einer ausführlichen Beschreibung gewürdigt werden, aber diese ist noch in Arbeit. Daher kann ich leider nur auf den nächsten Boten verweisen.

 

Und im Ophis ist derweilen alles friedlich. Der Handel blüht, würden die Ikatzinti sagen!