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Die Reise nach Allennos
„Hallo, Vater!“ begrüßte Deirphos seinen Vater Dumtidian, als er sich wieder einmal in Mitrania aufhielt. „Hallo, Durchlaucht! Was machst Du denn hier?“ antwortete Dumtidian, etwas überrascht
seinen Sohn so bald wieder im Fürstentum zu sehen. „Och, ich bin nur auf der Durchreise nach Allennos um den neuen Kaiser zu wählen.“ „Gut! Konntest Du bei dem Geburtsfest mit der Regentin über
das besagte Problem sprechen?“ fragte Dumtidian. „Nein. Die Zofen lassen niemanden an sie heran. Auch der arme Thasos wirkte irgendwie ein wenig verstört. Den Ball habe ich mit Sheila eröffnet.
Ein nettes Mädchen!“ Dumtidian wirkte konsterniert:“ Deirphos, es wäre gut gewesen, wenn Du Andreana hättest überzeugen können. Ihr Vater ist ebenfalls völlig von Sinnen! Er hat meine Nachfrage
brüsk zurückgewiesen.“ Deirphos war erstaunt:“ Wie kommst Du dazu Deirvis um Andreanas Hand anzuhalten. Ich will dieses Mädchen doch gar nicht. Ja, ja, ich weiß – jetzt kommst Du mir wieder mit
meinen Pflichten gegenüber dem Reich. Ich will nicht!!!“ „Aber Du bist der Herzog...“ setzte Dumtidian zu einem neuen Versuch an. Deirphos unterbrach ihn:“ Richtig! Ich bin der Herzog und ich
entscheide, wen ich einmal heiraten werde! Chirnes hat auch einmal versucht, mich mit Andreana zu verkuppeln, aber auch damals habe ich schon klar gesagt, daß ich bestimme, wer die Glückliche
sein wird.“ Dumtidian seufzte:“ Ich hoffe, Du weißt was Du tust.“ Deirphos grinste:“ Sicher weiß ich das ! Es ist alles von Beginn an von langer Hand vorbereitet. Du wirst schon sehen.“
Am späten Nachmittag brach die Schwarze Garde schließlich unter der Führung des Herzogs von Garian auf. An seiner Seite ritt ein Ritter in einer scharlachroten Rüstung. Saztarás sprach zu
Deirphos:“ Sire, es gehen Gerüchte um, daß Ihr Euch vermählen wollt. Man sprach von der hohen Regentin zu Allennos.“ Als er Deirphos gequälten Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu:“ Gut, sie
sieht ein wenig männlich aus, aber es stellt doch bestimmt einen gewissen Reiz dar, eine solche Frau zu bändigen.“ Deirphos lachte:“ Und wenn man sie erst mal im Ehebett hat, dann kann man nicht
einmal mehr weglaufen!“ Saztarás konnte sich ein lachen nicht verkneifen:“ Und dann munkelt man noch die Base der hohen Regentin, Deirya wäre an Euch interessiert...“ Deirphos kicherte:“ Ja, die
Kleine ist wirklich süß. Ein wenig jung, aber niedlich. Ich habe Falpion Pallath gebeten jemanden zu finden, der meiner würdig ist. Er hatte da die höchst spaßige Idee von so einer Art Brautschau
und vielleicht taucht Deirya dann ja auch in Garian auf!“ Deirphos warf indessen Shandor, der die ganze Zeit über auf seinem Arm gesessen hatte in die Höhe und der Adler zog vor dem Heer seine
Kreise, die Umgebung scharf beobachtend. Deirphos kam ein Brief von Mandras Seletak, dem garianischen Botschafter in Allennos in den Sinn, in dem er das dortige Generianfest beschreibt:“ Seletak
hat erwähnt, daß die Eingeborenen, wie er die Allennosen so nett bezeichnet, eine etwas merkwürdige Art und Weise haben, für den Fruchtbarkeitsgott der Felder ein Fest zu gestalten. Er schrieb,
daß dieses Fest ihn an eine alte Papyrosrolle aus Denalgé erinnerte, in der die dekadenten Riten eines Orphalkultes beschrieben wurden. In dieser Zeit kopuliert offenbar jeder mit jedem bar jeder
Vernunft und des guten Geschmacks.“ Saztarás war verwundert:“ Große Güte! Die müssen sich ja vor Geschlechtskrankheiten kaum retten können. Aber vielleicht ist ein Tripper in Allennos ja eine Art
Schönheitmal!“ Die Beiden guckten sich an und brachen in schallendes Gelächter aus.
Am Schluß des Heeres ritt ein anderer Mann, der sich offenbar nicht an die Formation des Heeres zu halten brauchte. Vangor N´Salis, der körperlich größte Ritter der garianischen Garde
schwang leicht und locker eine gewaltige Streitaxt, der man ansah, daß sie eine Spezialanfertigung eigens für seine enormen Körpermaße war. Nach einigen Tagesritten erreichte die Garde die
allennosische Grenze. Bisher wurde sie von der Bevölkerung freundlich begleitet. Die Kinder spielten um sie herum, als sie durch etliche Dörfer ritten, Bauern winkten mit ihren Sicheln und die
noch heiratsfähigen Frauen begaben sich in liebreizende Posen. Doch kaum war die Grenze überschritten, bot sich den Rittern ein ganz anderes Bild. Die Mütter holten ihre Kinder in die Häuser und
die Bauern liefen ängstlich weg. Einer der rangniederen Ritter rief verächtlich:“ Feindesland!“ Deirphos erteilte ihm sofort einen Tadel:“ Na, na, na! Wir sind hier immer noch in Tektoloi. Aber
wie wir sehen können, werden die Leute gezielt falsch informiert.“ Saztarás sprach zu Deirphos:“ Sie sind wie Kinder, Sire! Sie bedürfen Eures Schutzes!“ „Möglich!“ sagte Deirphos und dachte an
sein großes Ziel....
(Allennos, Tischri 418 n.P.)
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