MYRA

 Die_Entscheidung

Die Entscheidung

Ælfwine steht auf den Zinnen seiner Burg, die Machaviik überblickt. Er sieht in Richtung des Meeres, dessen Brandung gischtend über die Klippen sprüht und die Luft mit einem Geruch nach Salzwasser und Tang erfüllt. In der Ferne kreischen ein paar Möwen. Die Sonne zeigt sich wieder, ihr Anblick kann den König der Odenen im Moment jedoch nicht erfreuen. Sein Herz ist schwer ob der Qual der Entscheidung. Was soll er tun?

Nachdem die Armeen Drakons die Hochländer genommen haben und ihrem Reich eingliederten scheint es, als würden sie gleich weiterziehen wollen. Jedoch ist diese Entscheidung wohl nicht unprovoziert, befinden sich doch auch Waldlandarmeen in den Gebieten der Hochländer. Nun sieht es so aus, als würde demnächst ein Krieg den Frieden der Wälder stören. Er hat sich immer wieder um eine friedliche Lösung der Krise bemüht, jedoch scheinen beide Seiten nicht einlenken zu wollen. Er hat Berater, die ihm zuflüstern sich einer der beiden Seiten oder keiner anzuschließen. Ihnen ist er entflohen. Er braucht Ruhe, um über das alles nachzudenken.

Ist Drakon eine Gefahr für die Waldvölker, wie es immer wieder behauptet wird, oder haben sie sich nur das Land geholt, das ihnen den schuldigen Tribut nicht zollen wollte? Kann er zusehen, wie Menschen seines Glaubens von Anbetern der Drachen getötet werden? Ist Verlaß auf Høgnar, falls dieser den Konflikt übersteht?

Unruhig geht er hin und her. Sein schönes Gesicht ist verzerrt vor Anspannung und hin und wieder entringt sich ihm ein tiefer Seufzer. Wäre er doch nur ein einfacher Odene und hätte nicht das Wissen der Bücher, so würde er sich freudig in die Schlacht stürzen, gleich welche Seite. In seinem Volk scheint der Drang nach Krieg immer noch nicht ausgemerzt zu sein.

Die Lage in Tektoloi ist jedoch auch nicht gerade stabil und dies sind auch seine direkten Nachbarn und er wollte doch Machaviik ausbauen, auf daß es seinem Volk zur Ehre gereiche. Langsam atmet Ælfwine aus, stützt seine Arme auf eine Zinne und zieht die frische Brise in seine Lungen. Dann strafft er sich merklich und geht wieder zurück in die Kammer, in der seine Berater weiter auf ihn einreden werden. Er hat seine Entscheidung bereits getroffen.