MYRA

 Der_Stammeskostul

Der Stammeskøstul

Es begab sich im letzten Mond, daß Rumondr von Vallsir, Hochkönig der Køstalen, in eben jenes kleine Dorf Namens Vallsir reiste, in dem seit jeher die Fürsten des Stammes derer von Reutilo residieren. Anlaß war der Stammeskøstul, dem Rumondr als Angehöriger des Stammes und dessen Oberhaupt vorstand.

Es wurde Gericht gehalten über einen jungen Mann, der aus Eifersucht und Groll seinen Lehrmeister, den Schmied des Dorfes, hinterrücks erschlagen hatte und ihn dann mitsamt seiner Schmiede angezündet hatte. Da die Familie des Schmiedes die Schuld des jungen Mannes nachweisen konnte, entschied Rumondr, daß sein Leben und sein Besitz von nun an den Hinterbliebenen des Schmiedes gehören soll.

Nach diesem traurigen Auftakts des Stammeskøstuls ging es aber mit Erfreulicherem weiter, denn als nächstes stand das Grimøritual einiger, erst kürzlich in den Erwachsenenstand gehobenen Burschen an der Tagesordnung. Bei diesem Ritual legen die jungen Männer, die fortan als Krieger des Stammes weiterleben sollen, den feierlichen Eid des Grimø ab, der da lautet:

Grimø, großer Gott des Krieges,
 wir schwören auf unser Leben,
 unsere Ehre,
 auf unsere Ahnen
 und auf dich,
 daß wir deine Macht und deine Gebote
 achten werden,
 in Zeiten des Kampfes
 als auch in denen des Friedens.

 

Danach werden den jungen Kriegern feierlich ihre ersten eigenen Waffen überreicht.

Im Anschluß ging es weiter mit den Anliegen der verschiedenen Sippenvorständen, die gekommen waren, um Hilfe für zum Beispiel einen neuen Brunnen zu bitten. So ging es weiter bis zum großen Festgelage am Abend, bei dem im großen Langhaus des Stammes mit reichlich Bier, Met und gebratenem Bøkkanfisch (eine besondere Fischart, die nur im Køstalischen Meer vorkommt und deren Fleisch sehr würzig schmeckt) der Abschluß des Stammeskøstuls gefeiert wurde. Rumondr gab einige seiner Reisegeschichten zum Besten, während seine schon ältere, aber immer noch lebenslustige Amme Anekdoten und Streiche aus Rumondrs Jugend erzählte.

So gestärkt und voller guter Laune brach Rumondr am nächsten Tag zu den Verhandlungen mit den anderen Waldvölkern in der Burg des Oklis auf, der Dinge, die da kommen, harrend.